Vorwort zur Chronik anlässlich des 50. Jubiläums vom Präsidenten Friedhelm Nottorf
Der Schützenverein Hanstedt feiert im Juli 2000 sein 50jähriges Gründungsjubiläum. Anlaß genug, einmal Bilanz zu ziehen wo kommen wir her, wo wollen wir hin? Alt ist die Geschichte der Schützen, sehr alt sogar. Niemand weiß so recht, wann sie ihren Ursprung nahm. Und es ist viel geschrieben worden über die Schützen.
Heute, das wissen wir, sind die Schützen landauf, landab Sportler, sie treiben einen friedlichen Schießsport auf Schießscheiben, schießen Meisterschaften aus undnehmen an Olympischen Spielen teil, denn sportliches Schießen in seinen vielfältigen Wettkampfarten ist eine olympische Disziplin geworden. Was anders könnte Schießsport sein als eben eine friedliche Sportart, bei der gegenseitige Leistungen gemessen werden, bei denen es mit viel Konzentration, Willenskraft und Körper-beherrschung um Ringzahlen geht, die beim Scheibenschießen erbracht werden wollen. Und wenn der Traditionsschütze wie auch der Sportschütze zum Königs-schuß auf den Vogel antritt, dann folgt er einer alten überlieferten Tradition - ein Brauchtum, das vor vielen Jahrhunderten entstanden ist - und so gesellt sich zu der Pflege der Tradition die Pflege des Brauchtums. Gepaart mit dem sportlichen Schießen ist der Schütze, ist das Schützenwesen aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Omnia mutantur, nihil interit. Übersetzt: alles ändert sich, nichts geht zugrunde -das wußte schon der römische Dichter Ovid. Waren es früher patriotische Ideale, die die Schützen zusammenhielten, so sind es heute neben Sport und Waffentech-nik auch der Wunsch nach zwischenmenschlicher Gemeinsamkeit, die im Streß des Alltags oft verloren geht. Wir Hanstedter Schützen besuchen regelmäßig oderin zwanglosen Abständen unser Schützenhaus, um die im Alltag strapazierten Ner-ven zu "überholen". Denn Sportschießen ist mehr als nur ein Hobby, Sportschießen zwingt zur inneren Ruhe. Ein Schütze ist fasziniert vom körperlichen und seelischen Zusammenspiel beim Zielen und Treffen - von der Magie der Scheibe.
Im Schützenverein werden Grenzen überwunden. Altersgrenzen gibt es nur nach unten, weil in der Regel erst mit 12 Jahren - und dann unter strenger Aufsicht von Übungsleitern - mit Gewehr und Pistole geschossen werden darf. Nach oben sind die Schießsportaktivitäten fast unbegrenzt. So finden jung und alt im Schützenverein ganz natürlich zueinander. Sie lernen voneinander, sie entwickeln sich miteinander und halten dadurch den Verein anpassungs- und zukunftsfähig.
Im Hanstedter Schützenverein haben sich Männer und Frauen aller Altersgruppen aus allen Kreisen und Schichten der Bevölkerung zusammengeschlossen. Durch diesen kameradschaftlichen Zusammenschluß wird auch ganz wesentlich das Zusammenleben unserer dörflichen Gemeinschaft geprägt und die Bereitschaft gefördert, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Das Ehrenamt, in vielen anderen Sportarten mittlerweile ein Reizwort, hat bei uns einen hohen Stellenwert. Nur so ist es möglich, daß aktive Schützen immer die Möglichkeit haben zu trainieren und Wettkämpfe auszutragen. Und nur so ist es möglich, daß jedes Jahr zum Schüt-zenfest viele Schützenschwestern und Schützenbrüder in tagelanger Arbeit unser Dorf so herrlich mit Ehrenpforten, Girlanden und Fahnen schmücken..
Wir Hanstedter Schützenschwestern und Schützenbrüder wünschen uns für die Zukunft, daß es uns auch weiterhin gelingt, unseren Platz im Dorfgeschehen zu finden und in einer sich immer schneller ändernden Welt, Brauchtum und Traditi-on mit modernem sportlichen Geist in Einklang zu bringen und dabei allen Mitgliedern eine vertrauensvolle und kameradschaftliche Atmosphäre zu erhalten. Friedhelm Nottorf (Präsident) |
Wichtige Vereinsdaten
13.07.1950 – Gründung des Schützenvereins Hanstedt und Umgegend e.V.
08.08.1950 Wahl von Dr. Carl-Heinz Jebe zum Präsidenten
02./03.09.1950 Erstes Schützenfest in der Ortsmitte; Dr. Carl-Heinz Jebe wird 1. Schützenkönig, ausgeschossen in dem Schützenhaus des ehemaligen Kriegervereins (lks. der Landesstraße 215 Richtung Quarrendorf)
31.05.1951 Jahreshauptversammlung, Verabschiedung eines Konzeptes zum Bau eines neuen Schießstandes mit Schützenhaus an der Winsener Straße
13.07.1951 Abnahme des neuen, noch nicht fertiggestellten Schießstandes durch das Bauamt des Kreises. Durchführung des Schießbetriebes für das 2. Schützenfest 1951
19.07.1953 Weihe der hölzernen Tafel mit den Königen des Vereins und des Kriegervereins von 1886
09.05.1954 Anschießen mit erstmaliger Beteiligung einer Jungschützengruppe
11.01.1956 Einführung von 3 Kompanien
11.07.1956 Rechnungsstellung Firma Fahnenfleck über Vereinsfahne 1.061,60 DM - Fahnenweihe Schützenfest 1956
16.01.1957 Wahl von Heinrich Meyer zum Präsidenten
17.12.1957 Beitritt zum Deutschen Schützenbund, Landesverband Hamburg
08.09.1958 Endgültige Fertigstellung des Schützenhauses (1. Bauabschnitt) und Abnahme der Toilettenanlage durch das Bauamtdes Landkreises
22.01.1960 Beschluss der Jahreshauptversammlung auf erstmalige Anschaffung von 2 automatischen Scheiben
09.12.1960 Beschluss der Jahreshauptversammlung, das Schützenfest auf Freitag (Kommers), Samstag, Sonntag zu verlegen
18.07.1964 Inbetriebnahme des auf 8 Bahnen erweiterten Schießstandes
07.1965 Erstmalige Teilnahme der Bundeswehr – Vers.Btl. 2/86 aus Lüneburg – am Schützenfest
16.12.1966 Beschluss der Jahreshauptversammlung, das Königsfrühstück auf Samstag vorzuverlegen
19.01.1973 Beschluss der Jahreshauptversammlung und Gründung der Damengruppe
17.01.1975 Wahl von Karl Gerstenberg zum Präsidenten
25.02.1978 Mitgliederversammlung beschließt Erweiterung des Schützenhauses (2. Bauabschnitt)
17.03.1978 Wahl von Peter Gräper zum Präsidenten
05.08.1978 Gründung des Signalhornzuges im Schützenverein
01.03.1985 Wahl von Rüdiger Versemann zum Präsidenten
08.02.1991 Wahl von Wolfgang Witt zum Präsidenten
20.07.1996 Einweihung des neuen Schießstandes nach 2jähriger Bauzeit (3. Bauabschnitt)
05.02.1999 Wahl von Friedhelm Nottorf zum Präsidenten
Entstehung und Gründung
Das Leben in dem Heideort Hanstedt hat 5 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges begonnen, sich zu normalisieren. Die Wunden des Krieges sind dabei keineswegs vernarbt; fast jede Familie im Ort
beklagt im Verwandtenkreis Gefallene oder dauerhaft Schwerversehrte. Noch sind nicht alle Kriegsgefangenen heimgekehrt. Vertriebene und Ausgebombte sind keineswegs wieder ausreichend untergebracht
und wohnen in Behelfsheimen oder provisorischen Notunterkünften. Schulklassen sind immernoch überbelegt. Es fehlt an Lehrern und Klassenräumen.
Und dennoch - mit der neuen Währung, der Deutschen Mark sind seit 1948 Versorgungsengpässe verschwunden; die Menschen leben ihren Nachholbedarf an Essen, Trinken und Lustbarkeiten aus. Eine
neue Freude am Leben macht sich allgemein breit. Von den örtlichen Vereinen stabilisiert sich als erster der MTV Hanstedt, der neben der Fußballabteilung, die gleich nach dem Kriege neu belebt wurde,
nun auch wieder eine starke Turnabteilung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene führt. Geturnt wird auf dem Saal des Gasthauses "Zum Dorfkrug"; als Turnlehrer wird Herr Krause aus Hamburg
verpflichtet, der in seiner engagierten und väterlichen Art viel Zulauf erfährt und vielen Hanstedtern noch gut erinnerlich ist.
Auch der Männer-Gesangverein Hanstedt hat sein Wirken wieder aufgenommen und bereichert das Dorfleben mit Vorträgen und Veranstaltungen, darunter auch Komödiantisches. So wird feste Einrichtung, am
2. Weihnachtstag ein Theaterstück in Plattdeutsch, entweder in Gellersen's Gasthaus oder im Dorfkrug aufzuführen.
Um die Raumnot für die Schüler in den beiden Schulklassen "Küsterhaus" und "Neue Schule" (heute Kindergarten, Alte Schulstraße) zu mildern, erweitert die Gemeinde Hanstedt 1950 die "Neue Schule" um 3 Klassen, nicht ohne die Bevölkerung vorher zu Spenden aufgefordert zu haben, denn die Gemeinde ist zur Finanzierung allein nicht in der Lage.
Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich das neue Lebensgefühl, der Drang nach Fröhlichkeit, Geselligkeit und das Bedürfnis, den Schießsport wieder ausüben zu können, durchsetzt und zur Gründung des Schützenvereines Hanstedt und Umgegend e.V. führt. Dies um so mehr, als in Hanstedt nach Initiative des MTV Hanstedt im Zentrum des Ortes 1947 erstmals nach dem Krieg ein sogenanntes Volksfest durchgeführt wird mit Pferdekarussell, Buden und Ständen. Auf dem Hof des Gasthauses "Zum Dorfkrug" und in der Straße "Bei der Kirche", die noch gepflastert und durch eine Reihe hochwüchsiger Linden geteilt ist, vergnügen sich Jung und Alt auch aus den Nachbardörfern.
Hauptversammlung 13. Juli 1950
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1.Vorsitzender |
Dr. Jebe |
Hanstedt |
2.Vorsitzender |
Hermann Bartels |
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Schriftführer |
Heinrich Meyer |
Hanstedt |
Kassierer |
Willi Kröger |
Hanstedt |
Kommandeur |
Karl Albers |
Ollsen |
4 Beisitzer |
Rudolf Hartig |
Ollsen |
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Otto Rieckmann |
Quarrendorf |
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Gustav Mencke |
Nindorf |
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Dr. Kurt Braunschweig |
Hanstedt |
stv. Schriftführer |
Hermann Röhrs |
Hanstedt |
stv. Kassierer |
Otto Köhlmann |
Hanstedt |
Das Erste Königsschießen wurde am 2.und 3. September im Gründungsjahr 1950 durchgeführt.
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Präsident Dr. Carl-Heinz Jebe wurde |
Nachwort des Chronisten
50 Jahre Schützenverein Hanstedt heißt 50 Jahre Zusammenleben unter einer bestimmten Vereinsidee, die nicht nur geprägt wird von einem gesunden Kameradschaftsgeist, von Wettkampf, Freude und
Frohsinn. Eine solche Zeit erfolgreich durchzustehen, heißt insbesondere auch Arbeit, Mühe, Ärgernis aber auch ganz besonders Mut zur Führung und Verantwortung.
An letztgenannter Tugend hat es in Hanstedt in all den Jahren nicht gemangelt. Immer wieder standen engagierte Schützen – und inzwischen auch Schützinnen – auf und brachten, in welcher Funktion auch
immer, den Verein voran und machten ihn zu einem tragenden Element unserer Dörfer. In ihm pulsiert aktives Vereinsleben; um ihn herum gruppiert sich die Dorfgemeinschaft.
Es kam bei Erstellung dieser Festschrift nicht nur darauf an, den Schützenverein in dem breiten Spektrum seiner Aktivitäten vorzustellen, sondern wesentlich auch darauf, eine Verbindung zum
allgemeinen Dorfgeschehen zu vermitteln. Es galt, die Gelegenheit zu nutzen, Namen verdienter Persönlichkeiten, Begebenheiten und Teile alter Dorfstrukturen zu dokumentieren und für die Zukunft zu
sichern. Wichtig war mir, Schützenwesen und -verein nicht isoliert zu betrachten, sondern immer auch als wesentlicher gesellschaftlicher Bestandteil unseres Lebens, wenn auch zu Lasten der
Umfänglichkeit dieser Festschrift.
Ich wünsche unserem Schützenverein auf seinem Weg in die Zukunft weiterhin viel Erfolg, eine Zukunft, die noch mehr Veränderungen für die dörfliche Präferenz und das gesellschaftliche Leben bringen
wird. Hanstedt wächst und nimmt nicht nur optisch kleinstädtische Elemente auf. Dennoch - und vielleicht gerade deshalb - ist der Stellenwert unseres Vereins für unsere Dorfgemeinschaft trotz
allgemeinen Wertewandels ungebrochen hoch. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass das so bleibt.
Gut Schuss
Dieter Albers